Die Enthüllung des Banners war der Auftakt zum diesjährigen Industriekongress der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Das Treffen führender Industrieunternehmer der Region war geprägt von der Diskussion über die Bedeutung der Digitalisierung für die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Industrie.
Impulse für die Debatte lieferte Oliver Tuszik, Vice President und Vorsitzender der Geschäftsführung von Cisco Deutschland: „Wegducken und aussitzen funktioniert hier nicht. Die Digitalisierung ist eine enorme Chance für Deutschland, gerade auch für die Industrie“, so der Chef des international führenden IT-Unternehmens. Andererseits brauche sich die Industrie in Nord Westfalen auch nicht zu verstecken, sie sei stark und von hoher Innovationskraft gekennzeichnet. Tuszik ging sogar noch einen Schritt weiter: Für die erfolgreiche Digitalisierung in der Produktion sei die Industrie entscheidend, weniger die IT-Wirtschaft. Das Internet der Dinge hänge im Wesentlichen von der digitalen Vernetzung von Maschinen, Produkten und Fertigungsprozessen ab. Deutschland sei hier sehr gut aufgestellt, mit einer starken Industrie und vielen Weltmarktführern, die es im Silicon Valley nicht gebe.
„Für uns mittelständische Unternehmer ist die Digitalisierung eine besondere Herausforderung, weil sich auch die Anforderungen an die Mitarbeiter verändern“, betonte Gustav Deiters, Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK Nord Westfalen und Sprecher der Akzeptanzoffensive In|du|strie.
Ein weiteres Thema des IHK-Industriekongresses war deshalb die Fachkräftesicherung. Für Unternehmen wird es zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu finden. „Deshalb müssen sie viel stärker auf sich aufmerksam und sich für den Nachwuchs interessant machen“, so Deiters. Wie das geht, zeigten Peer Karstedt von der Thyssenkrupp Industrial Solutions AG aus Beckum, und Julius Busse, der dort gerade seine Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen hat. Beide stellten das Auszubildendenprojekt „Junior GmbH“ vor, bei dem Auszubildende ein Produkt von der Idee bis hin zum Verkauf unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwerfen. „Wir müssen neue Anreize für potenzielle Auszubildende bieten. Eine einfache Stellenausschreibung in der Tageszeitung reicht da nicht mehr aus“. Auch Margot Brügger, Schulleiterin der Gesamtschule Ahaus, gibt zu bedenken, dass der Zugang zu Fachkräften immer schwieriger werde und bereits in der Schule Wirtschaft vermittelt werden müsse. Darum arbeitet die Gesamtschule Ahaus zusammen mit der IHK Nord Westfalen an einem Projekt, regionale industrielle Wertschöpfungsketten Schülerinnen und Schülern näher zu bringen. „Schüler sollen frühzeitig auf die Industrie aufmerksam gemacht und für eine Mitarbeit in der Industrie gewonnen werden“, so Deiters.
Seit dem Start der Akzeptanzoffensive 2011 haben sich über 350 Unternehmen zusammengeschlossen, um sich unter dem Motto „Gemeinsam. Zukunft. Leben“ für ein besseres Image der Industrie einzusetzen. „Weil die Industrie der Motor der regionalwirtschaftlichen Entwicklung ist, ist nicht nur die Industrie selbst, sondern auch die Gesamtwirtschaft auf eine hohe Akzeptanz der Industrie in der Region angewiesen“, sagte Deiters. Die Industrieinitiative sei deshalb heute, im siebten Jahr ihres Bestehens, so aktuell wie am ersten Tag, resümierte der IHK-Vizepräsident.