Am „digitalen Stehtisch“ mit dem künftigen Chef

04.10.2021

Meet the Boss: Geschäftsbereichsleiter Sebastian van Deel von der IHK Nord Westfalen begrüßte Jeannine Budelmann als Geschäftsführerin von Budelmann Elektronik GmbH zur Videokonferenz.

Wer Karriere machen will, sollte sich nicht nur bei großen Konzernen umsehen. „Coole, weltweit tätige Unternehmen gibt es auch bei uns“, erklärte Sebastian van Deel, als Geschäftsbereichsleiter der IHK Nord Westfalen unter anderem für Industrie zuständig. Vier davon lernten Studierende bei der neunten Auflage von „Meet the Boss“ kennen, dem virtuellen Treffen mit dem vielleicht künftigen Chef.

Die „Initiative In|du|strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“ der IHK brachte dazu in Kooperation mit der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen gut 30 Studierende mit Chefinnen und Chefs zusammen. In der neunten Auflage des Online-Formats ging es erneut darum, Einblicke in Unternehmen zu gewinnen, erste Kontakte zu einem möglichen Arbeitgeber zu knüpfen.

Vom Familienunternehmen bis zum Start-up

Vom etablierten Familienunternehmen bis zum Start-up waren verschiedenste Betriebe vertreten: Budelmann Elektronik aus Münster, FRIWO Gerätebau aus Ostbevern, Kröner-Stärke aus Ibbenbüren und dave – company cloud aus Gescher stellten sich vor. „Wir möchten die Vielfalt der Industrie sichtbar machen und zeigen, welche Branchen mittelbar mit Industrie zusammenhängen“, erklärte Dr. Julian Allendorf von der IHK und Geschäftsstelle der Industrie-Initiative. Er führte gemeinsam mit J. Martin Granica von der Westfälischen Hochschule durch die Vorstellungsrunde der Unternehmen, denen dann als Kontaktbörse die „Break-out-Sessions“ folgten – „die digitale Variante des Stehtisches“, wie Dr. Allendorf es beschrieb.

So unterschiedlich wie die Unternehmen waren auch die Studierenden und deren Hintergründe. Der Mechatronik-Student mit Berufserfahrung klickte sich ebenso in die Online-Runde wie die Wirtschaftsinformatikerin, die Wirtschaftsrechtlerin ebenso wie der angehende Elektrotechniker mit Bachelor-Abschluss, der vor der Frage steht: den Master draufsatteln oder lieber direkt arbeiten gehen?

Tipp: Praxiserfahrung sammeln

Von Seiten der Unternehmerinnen und Unternehmer gab es dazu klare Empfehlungen. „Ich würde mich immer für den Master entscheiden“, meinte Henrik de Vries, kaufmännischer Geschäftsführer bei Kröner-Stärke. Sein Unternehmen veredelt Weizenmehl: Gluten ist die Basis für vegetarische Produkte, Stärke wird als Bindung für Verpackungen oder Papier genutzt. Er riet dazu, während des Studiums möglichst viel Praxiserfahrung zu sammeln. „Wir vergeben zum Beispiel studentische Werkverträge“. Die legte er dringend ans Herz. Denn direkt von der Uni oder FH in den Job wechseln, ganz ohne praktische Einblicke? „Das kommt eher nicht in Frage.“

Auch für Jeannine Budelmann sollten sich Studierende frühzeitig damit vertraut machen, wie ein Unternehmen funktioniert. Ihr Tipp: Erst eine Ausbildung absolvieren, dann studieren. „Oder als studentischer Mitarbeiter in ein Unternehmen gehen und dann später dort die Bachelor-Arbeit schreiben“, empfahl die geschäftsführende Gesellschafterin von Budelmann Elektronik. „Wir machen Maschinen intelligent“, beschrieb sie das Konzept ihres Unternehmens. Dazu benötigt Budelmann Software- und Hardwareentwickler, Kaufleute und Mitarbeiter in der Fertigung.

Industrie sucht Vertriebler und IT-Experten

Damit beantwortete sie eine Frage, die sich gerade Studierende unmittelbar vor ihrem Abschluss stellten: Welche Art von Verstärkung benötigen die Unternehmen? Bei FRIWO ist es ein starker Vertrieb, wie Vorstand Rolf Schwirz berichtete. Das Unternehmen aus Ostbevern fertigt, vor allem in Vietnam, Netzteile und Batterieladegeräte für viele bekannte Hersteller zum Beispiel akkubetriebener Rasenmäher oder E-Bikes. 700 bis 800 Bauteile stecken in einem Produkt. „Die Beschaffung der Komponenten in der richtigen Menge zur richtigen Zeit“ – auch dafür sucht FRIWO ständig gute Leute, ebenso wie für die Entwicklung der Elektronikteile. Außerdem führt das Unternehmen gerade SAP ein, mit dem Ziel, Kunden stärker in den Informationsfluss einzubinden. Was wiederum IT-Experten interessant macht.

IT-Fachleute sind auch bei Alexander Bogdanow von dave – company cloud gut aufgehoben. Als „kleines SAP“ beschreibt er die ERP-Software, die in Gescher entsteht. Diese ist cloudbasiert und kann individuell auf verschiedenste Firmen und Branchen zugeschnitten werden, zum Beispiel für die Bauindustrie, das Gesundheitswesen oder Logistik-Dienstleister. „Man braucht Leidenschaft“, gab er den zugeschalteten Gesprächspartnerinnen und -partnern mit auf den Weg.

Studierende wünschen Wertschätzung

Nicht nur die Studierenden stellten die Fragen. Was sie denn von einem Unternehmen erwarteten, erkundigte sich zum Beispiel Rolf Schwirz. Wertschätzung ist gefragt – und Durchlässigkeit. Diese Chance, neue Aufgaben zu übernehmen, bietet FRIWO: „Unser jetziger Vertriebschef war jahrelang im Einkauf tätig, der IT-Leiter war vorher Produkt-Manager“, berichtete der Vorstand.

„Da bahnen sich Kontakte an“, bilanzierte Dr. Allendorf. Per Mail oder über soziale Medien werden in den nächsten Tagen die ersten Kontakte vertieft, einige Praktika und Werkstudenten-Verträge vergeben. Wer ebenfalls bei Meet the Boss seinen künftigen Chef treffen möchte: Die nächsten Termine sind am 4. November, 1. Dezember und 16. Dezember, jeweils von 16 bis 18 Uhr.