Mint-Berufe: Europäisches Parlament fordert höheren Frauenanteil

21.06.2021

Die Förderung von Frauen in Mint-Berufen soll gegen den Fachkräftemangel helfen © Westend61 / lizenzfrei / Getty Images

Das Europäische Parlament hat am 10. Juni eine Entschließung zur "Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Ausbildung und Beruf im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint)" verabschiedet. Es fordert darin insbesondere einen höheren Frauenanteil in den Mint-Berufen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Unternehmen benötigen für ihre technologischen Innovationen Fachleute im Mint-Bereich.

In der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage vom Frühsommer 2021 sehen 43 Prozent der befragten Betriebe im Fachkräftemangel ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung.

Obwohl Frauen laut einer Analyse von Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, 52 Prozent der europäischen Bevölkerung und fast 58 Prozent der Hochschulabsolventen oder gleichwertiger beruflicher Ausbildungsgänge ausmachen, beträgt ihr Anteil bei den Absolventen der Mint-Fächer nur 36 Prozent. Dem EP geht es in seiner Entschließung neben Forschung und Mint-Studiengängen insbesondere auch um beruflich qualifizierte Fachkräfte im Mint-Bereich.

Die DIHK-Ausbildungsstatistik von 2020 zeigt einen Frauenanteil in dualen Mint-Ausbildungsberufen von maximal 32 Prozent bei Werkstoffprüfern. Bei mathematisch-technischen Softwareentwicklern liegt er bei 16 Prozent, bei Informations- und Telekommunikationssystem-Elektronikern sogar nur bei 5 Prozent. Gleichzeitig steigt laut Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit vom August 2019 die Zahl der Mint-Berufe, in denen es Engpässe bei der Besetzung gibt. Bei Fachkräften mit beruflicher Ausbildung könnte sich der Fachkräftemangel zukünftig weiter verstärken und ausweiten.

In der EU würde die Aufhebung des Geschlechtergefälles in Mint-Berufen laut einer Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) zu einem Anstieg des Pro-Kopf-Bruttoinlandsproduktes um 2,2 bis 3 Prozent bis zum Jahr 2050 beitragen.

Nach der Entschließung des Parlaments soll die Mint-Bildung im schulischen Fächerkanon gestärkt werden, mehr Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung für technische und Informatikberufe begeistert und stärker für eine Ausbildung in Mint-Berufen geworben werden. Dazu sollen auch schulische Praktika in Mint-Unternehmen gezielt gefördert werden.

Darüber hinaus weist das EP darauf hin, dass in der EU nur 17 Prozent der Start-up-Gründer Frauen seien und dass Start-ups, die sich im Besitz von Frauen befinden, im Durchschnitt 23 Prozent weniger Fördermittel erhielten als solche, die von Männern geführt werden. Es fordert die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, die Finanzierungsmöglichkeiten für Darlehen und Eigenkapitalfinanzierungen für Start-up-Unternehmerinnen und Innovatorinnen durch EU-Fonds und Programme zu erhöhen und den Zugang von Frauen zu bestehenden Fonds zu erleichtern.