Gelsenkirchener Unternehmen setzen auf Wasserstoff

06.02.2019

Gelsenkirchener Unternehmen setzen auf Wasserstoff

Für das Kooperationsprojekt „Power 2 Metal“ arbeiten mittelständische Unternehmen und Forscher aus Gelsenkirchen Hand in Hand.

Nicht nur in der Autoindustrie wird Wasserstoff in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen – auch in der Industrie gilt das Element inzwischen als zukunftsweisendes Multitalent, weil es zwei entscheidende Vorteil hat: Wasserstoff ist in rauen Mengen und ganz natürlich verfügbar, ist er doch
in Wasser gebunden. Und beim Gebrauch von Wasserstoff – etwa zur Energiegewinnung – entsteht kein klimaschädliches CO2.

„Diese positiven Eigenschaften möchten wir uns zu Nutze machen“, erklärt Lars Baumgürtel, Geschäftsführer der Gelsenkirchener Firma Voigt & Schweitzer, die mit ihrer Tochterfirma ZINQ Technologie dafür sorgt, dass Stahl vor dem Verrosten geschützt wird. „Um den Stahl mit einer Zinkbeschichtung zu veredeln, muss er allerdings in große Becken mit flüssigem Zink getaucht werden – und diese Becken müssen dauerhaft beheizt werden, um das Material flüssig zu halten. Das kostet viel Energie“, gibt Baumgürtel zu bedenken. Bislang setzt sein Betrieb dabei auf Erdgas. Doch dabei entsteht CO2.

Staatssekretär Oliver Wittke (CDU, l.) informierte sich bei Professor Bernd Kriegesmann (Westfälische Hochschule), Lars Baumgürtel (Geschäftsführer Voigt & Schweitzer), Henning R. Deters (Vorstandsvorsitzender der Gelsenwasser-AG), Professor Michael Brodmann (Direktor des Westfälischen Energieinstituts) und Jan te Kaat (Geschäftsführer Küppers Solutions) über das Projekt „Power 2 Metal“.

„Weil wir möglichst umweltfreundlich arbeiten möchten, habe ich mich daher nach Alternativen erkundigt“, sagt der Gelsenkirchener, dessen Recherche zu einem überraschenden Ergebnis führte: „Die Lösungen, die wir europaweit suchten, sind hier direkt vor der Haustüre zu finden.“

Energie kann einfach gespeichert werden

So stieß Baumgürtel auf die Forschungsreihen des Westfälischen Energieinstitutes an der hiesigen Hochschule: „Wir zerlegen mit einem so genannten Elektrolyseur Wasser in seine Grundkomponenten Wasserstoff und Sauerstoff. Das Besondere dabei ist, dass wir dies im Labor im Hochdruckverfahren machen, so dass wir die beiden Produktgase am Ende bereits mit hohem Speicherdruck erzeugen. So können sie einfacher gespeichert und eingesetzt werden“, erzählt Professor Michael Brodmann als Direktor des Westfälischen Energieinstitutes.

In Kooperation mit der Gelsenkirchener Firma Küppers Solutions, die als Spezialist für Verbrennungstechnik in Industrie und Gewerbe die Forschungsergebnisse direkt in den Anlagenbau vor Ort mit einfließen lassen kann, entstand so die Idee für eine neue Anlagentechnik. Und die wiederum soll bei ZINQ künftig zum Einsatz kommen. „Die einzelnen Komponenten der Anlage wären sofort verfügbar, aber sie in der Kombination richtig zusammenzusetzen, das wird noch etwas Forschungsarbeit erfordern. Die Verwendung von Mischgas ist dabei eine echte Herausforderung beim Anlagenbau – denn hier soll ja zunächst Erdgas und Wasserstoff zusammen eingesetzt und der Anteil des Wasserstoffes nach und nach erhöht werden, bis er bei 100 Prozent liegt“, gibt Jan te Kaat, der Geschäftsführer von Küppers Solutions, zu bedenken.

Neue Technologie soll Arbeitsplätze sichern

„Power 2 Metal“ haben die Gelsenkirchener ihr Kooperationsvorhaben genannt, das sie am Donnerstag auf dem Campus der Westfälischen Hochschule in Buer dem Wirtschafts- und Energie-Staatssekretär Oliver Wittke (CDU) vorstellten. „Dieser durfte sich die Prototypen der neuen Anlage auch gleich im Labor vor Ort ansehen und war merklich begeistert – nicht nur von der bahnbrechenden Technologie, sondern auch vom Innovationsgeist der Kooperationspartner. „Für mich ist dieses Projekt ein Musterbeispiel für den Strukturwandel in dieser Region. Wo durch die enge Verzahnung von Mittelstand und Forschung etwas Neues entsteht. Hier besteht auch ein großes Potenzial, Arbeitsplätze am Standort zu sichern. Und zudem ist diese Entwicklung ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Denn wenn schon in naher Zukunft der Ausstieg aus der Atomenergie und der Kohlausstieg umgesetzt wird, dann brauchen wir entsprechende Alternativen“, betonte Oliver Wittke und sicherte seine volle Unterstützung für das Projekt „Power 2 Metal“ zu.

Förderantrag wird in Kürze gestellt

In Kürze wollen die Projektpartner einen Förderantrag beim Bundeswirtschaftsministerium einreichen. „Normalerweise geschieht das genau anders herum – erst gibt es Fördergelder, dann werden Kooperationspartner für die Umsetzung gesucht. Wir freuen uns, dass es hier ganz anders funktioniert hat“, zeigte sich Professor Bernd Kriegesmann, der Präsident der Westfälischen Hochschule, erfreut.

Wir haben mit der Firma ZINQ einen Kunden, der uns wirklich sehr innovativ fordert. Und dass ein solches Energie-Effizienzprogramm in Rekordgeschwindigkeit umgesetzt wird, das erlebt man wirklich selten“, schwärmt Henning R. Deters, der Vorstandsvorsitzende der Gelsenwasser-AG.

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