Das erste Treffen mit dem Chef

30.06.2021

Jens von Lengerke von der IHK freut sich über die gelungene Kooperation mit der Initiative „Industrie – Gemeinsam. Zukunft. Leben“ im Rahmen der ersten Meet the Boss-Veranstaltung mit dem Fokus Handel, an der auch unser Fördermitglied Dr. Lambert Scheer vom Coppenrath Verlag aus Münster teilgenommen hat.

Mit technischen Talenten und Interessen in einem Verlag für Kinderbücher oder einem Modehaus durchzustarten, mag auf den ersten Blick kein gängiger Berufsweg sein. Doch bei der achten Ausgabe von „Meet the Boss“ eröffneten sich ganz neue Perspektiven. Die Industrie-Initiative der IHK Nord Westfalen rückte erstmals den Handel in den Fokus.

In Kooperation mit der FH Münster University of Applied Sciences brachte die Initiative „In|du|strie – Gemeinsam. Zukunft. Leben.“ mehr als 30 Studierende mit Chefinnen und Chefs in einem Online-Format zusammen. Einblicke in Unternehmen gewinnen, vielleicht erste Kontakte zu einem Arbeitgeber knüpfen, das war das Ziel.

Das Neue: Die Geschäftsführer und Führungskräfte kamen diesmal nicht aus Industriebetrieben, sondern aus dem Groß- und Einzelhandel. Sie verkaufen Kleidung und Schuhe, Fahrräder, Einrichtungen fürs Bad, Babybedarf oder Bücher und Spiele. „Handel und Industrie hängen eng zusammen“, begründete Sebastian van Deel von der IHK den Schritt, ganz neue Branchen in den Blick zu nehmen. Ohne Produkte aus der Industrie kein Handel, keine Dienstleistung: Diese Verflechtungen wurden deutlich, unter anderem als es in den Gesprächsrunden um die nachhaltige Produktion der angebotenen Waren ging.

„Entscheidende Stunden für die Karriere“

Studienstarter auf der Suche nach einem Praktikum oder einem Job klickten sich ebenso in die Online-Runde ein wie frischgebackene Absolventen, die ins Berufsleben einsteigen möchten. Fachrichtungen wie Design und Ökotrophologie waren vertreten, aber auch Betriebswirtschaft oder das Chemieingenieurwesen. Von den „vielleicht zwei entscheidenden Stunden in der Karriere eines Teilnehmers“ sprach Carsten Schröder, Vizepräsident für Transfer, Kooperation und Innovation der FH Münster, zum Auftakt. Denn bei „Meet the Boss“ haben die Studierenden eine große Chance, wie Jens von Lengerke von der IHK betonte: Sie konnten direkt und unkompliziert mit möglichen attraktiven Arbeitgebern ins Gespräch kommen.

Als solche präsentierten sich Dr. Anna Weber und Dr. Jan-Willem Weischer von BabyOne (Münster), Dr. Lambert Scheer vom Coppenrath Verlag (Münster), Markus Florian von Mosecker (Münster) Dr. Anika Völkel von Peek & Cloppenburg (Düsseldorf), Marcus Diekmann von Rose Bikes (Bocholt) und Thomas Zumnorde vom Schuhhaus Zumnorde (Münster). Sie stellten sich und ihre Unternehmen vor, bevor es in die „Breakout-Sessions“ ging. In den digitalen Gruppengesprächen waren vor allem Berufsperspektiven ein Thema. Viele der ersten Kontaktanbahnungen werden im Anschluss vertieft: „Alle Unternehmerinnen und Unternehmer tauschten Email-Adressen aus oder luden die Studierenden dazu ein, sich online zu vernetzen“, freute sich van Deel.

Handel sucht gut ausgebildeten Nachwuchs

Deutlich wurde, dass der Handel dringend gut ausgebildeten Nachwuchs sucht. Die Studierenden durften sich umworben fühlen. BabyOne zum Beispiel will „eine Schippe zulegen für eine flexible IT“, dazu online weiter wachsen und eine neue Eigenmarke aufbauen. „Dafür suchen wir junge Leute“, erklärten Dr. Anna Weber und Dr. Jan-Willem Weischer. Die Besonderheiten eines familiengeführten Unternehmens hoben Dr. Anika Völkel und Markus Florian hervor. „Das Arbeiten im Familienunternehmen ist vom ersten Tag spürbar anders als in Konzernen. Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen“, unterstrich der Geschäftsführer von Mosecker.

Als „Kreativschmiede“ beschrieb Dr. Lambert Scheer den Coppenrath Verlag, bekannt durch Prinzessin Lillifee und Käpt’n Sharky. Denn der Handel erwarte ständig neue Ideen und neue Charaktere für Bücher und Spiele. Wer „Spaß an einer Duz-Kultur“ habe, „open-minded“ sei und in flachen Hierarchien direkt mitreden möchte, für den sei Rose Bikes das richtige Unternehmen, warb Marcus Diekmann. Für ihn gilt „online first“, während sich Thomas Zumnorde trotz eines wachsenden Onlinegeschäfts eher als „Fan des stationären Handels“ sah. Er hob aufs Einkaufserlebnis und die Nachhaltigkeit des Schuhsortiments mit klaren, nachvollziehbaren Lieferketten ab: „Unsere Produkte werden zu mehr als 80 Prozent in Europa hergestellt“.

Berufserfahrung ideal, aber kein Muss

In den „Breakout-Sessions“ wurde dann deutlich, wo es gerade für Hochschulabsolventen oft hakt bei der Jobsuche. Denn allzu häufig sei in Ausschreibungen Berufserfahrung gefragt, was Chancen für Einsteiger schmälere. „Berufserfahrung ist natürlich ideal, aber kein Muss“, beruhigte Dr. Lambert Scheer. „Wir stellen auch direkt von der Hochschule ein. Irgendwo muss man ja anfangen“, betonte er. Selbst ein Notenschnitt ohne Eins vor dem Komma ist kein Ausschlusskriterium: „Wir gucken auf Zeugnisse, aber vor allem auf den Menschen“, so Markus Florian. Und auch Quereinsteiger sind willkommen. „Bücher herzustellen, ist sehr technisch“, erklärte Dr. Scheer. So kann auch ein Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Maschinenbau, der in dem speziellen Fall zudem über Designkenntnisse verfügt, vielleicht Fuß fassen beim Coppenrath-Verlag.

Wer ebenfalls bei Meet the Boss seinen künftigen Chef treffen möchte: Die nächsten Termine mit der FH Münster zusammen sind am 7. Oktober, 4. November und 1. Dezember, jeweils von 16 bis 18 Uhr.

Informationen gibt es hier: https://www.industrie-nordwest...