In|du|strie-Kongress 2012

05.07.2012

In|du|strie-Kongress setzt Startpunkt für Dialog mit den Menschen

Auf dem In|du|strie-Kongress am 02. Juli 2012 bei Rheinzink in Datteln starteten die mittlerweile knapp 250 Botschafter der nord-westfälischen Akzeptanzoffensive und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Medien die Serie "100 Dialoge für Industrie". Das Ziel: Die Industrie will verlorene Akzeptanz in der Bevölkerung zurückgewinnen.

Die Erweiterung eines Industriebetriebs, eine neue Straße, Stromleitungen – bei vielen Projekten ist es heute fast sicher, dass es zu Bürgerprotesten kommt. Der Rohstoff Akzeptanz ist selten und wertvoll wie nie. Mit der nun gestarteten Gesprächsoffensive "100 Dialoge für Industrie" soll er wieder gefördert werden.

Der erste Dialog der Reihe war dann auch prominent besetzt: NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Ulrich Grillo, Vorstandsvorsitzender der Grillo-Werke AG und designierter BDI-Präsident, Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IdW), Prof. Gerhard Matzig, Journalist der Süddeutschen Zeitung und Autor des Buches "Einfach nur dagegen - Wie wir unseren Kindern die Zukunft verbauen" und Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) in NRW, waren sich in zwei Dingen einig: Deutschland braucht eine starke und erfolgreiche Industrie. Diese Industrie muss aber die Bürger mitnehmen und einen offenen Dialog mit ihnen führen. "Oft", sagte Wirtschaftsminister Garrelt Duin, "fühlen sich die Bürger ohnmächtig, wenn sie von Planungen in ihrer Nähe hören. Wir brauchen aber einen Dialog auf Augenhöhe, wenn wir Akzeptanz wollen." Ein Vorschlag Duins ist, eine Art "Ombudsmann" einzusetzen, der Bürgern bei Planungsvorhaben im Umgang mit der Verwaltung zur Seite steht. So sollen Konflikte frühzeitig vermieden und Planungen beschleunigt werden.

Dass sich die Bürger der Bedeutung der Industrie für den eigenen Wohlstand nicht ausreichend bewusst sind, war die gemeinsame Ansicht von Ulrich Grillo und Michael Hüther. Grillo: "Als dieses Werk eröffnet wurde, war Datteln eine Industriestadt, und den Menschen war klar, dass sie in Unternehmen wie Rheinzink ihren Lebensunterhalt verdienen." Heute sei das anders. Nur noch wenige Dattelner würden in der Industrie arbeiten. Dass aber auch diese Menschen, die keinen direkten Bezug mehr zur Industrie haben, häufig vom Erfolg des Produzierenden Gewerbes abhängen, machte Hüther deutlich: "Die Industrie steht für fast 40 Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland – direkt oder indirekt bei Zulieferern." Und die Aussichten der deutschen Industrie seien gut: Die wichtigsten Märkte lägen in Asien, Afrika und Südamerika – in Regionen also mit einem sehr starken Wirtschaftswachstum.

Auch NABU-Chef Josef Tumbrinck will sich dafür einsetzen, dass die Wirtschaft auch künftig wachsen kann. Er stellte dafür allerdings klare Bedingungen: "Wenn wir es schaffen, unsere Artenvielfalt langfristig zu erhalten, den Klimaschutz bewältigen und den Bodenverbrauch eindämmen, bin ich auch bereit, dahin zu gehen, wo es weh tut und mich für Projekte einzusetzen." Zum Beispiel für neue Stromtrassen, ohne die eine Energiewende nicht gelingen kann.

Gerhard Matzig, ermunterte alle Beteiligten zum Dialog: "80 Prozent aller Protestierenden sind für Dialoge offen und wollen, dass man sie ernst nimmt. Nur 20 Prozent sind Wutbürger aus Überzeugung und mit Dialogangeboten nicht zu erreichen."

Mit der Podiumsdiskussion begann die breit angelegte Gesprächsoffensive in Nord-Westfalen. Bis Ostern 2013 wollen die Industriebetriebe in der ganzen Region eine Vielzahl von Anlässen bieten, um mit den Menschen – mit den Nachbarn der Betriebe, jungen Leuten, Schülern und Studenten, Pressevertretern, Politikern oder anderen Gruppen – ins Gespräch über Industrie zu kommen.

Impressionen Industrie-Kongress 2012